-

Einblick in unsere Anzucht

Zurzeit herrscht Hochbetrieb in den Gewächshäusern. Denn jetzt ist die grosse Zeit der Anzucht. In den Anzuchtschalen wachsen Paprika ‘Purple Beauty’ und ‘California Wonder’, Löwenmäulchen, Goldstreifen-Schwertlilien, Zedernsalbei, Istrien-Birkwurz oder Bunter Aronstab.

Neben Pro-Specie-Rara-Gemüse für unseren Bauerngarten gehören auch einjährige Sommerblumen dazu. Oder Salbei für das grosse Sortiment beim Brüglingerhof; viele Arten sind nicht winterhart und müssen jedes Jahr neu ausgepflanzt werden. Auch Pflanzen, die aus dem Tausch mit anderen botanischen Gärten stammen, ziehen wir aus den Samen heran, die wir per Post aus aller Welt zugeschickt bekommen haben.

Grosse Vielfalt

Man merkt es schon: anders als in einer normalen Gärtnerei, die auf Masse setzt, produzieren wir nichts in grösseren Mengen. Unser Gärtnerteam zieht sehr viele verschiedene Pflanzen an, aber von jeder nur wenige Exemplare. Dafür ist ein grosses Wissen notwendig! Unsere Spezialist:innen ziehen auch Raritäten und Besonderheiten an, etwa panaschierte Monstera für unsere Kübelpflanzenwelt oder die Sukkulente Senecio articulatus. 

Dies ist auch das, was Gärtnerin Iris Wyser fasziniert. Sie ist verantwortlich für die gesamte Anzucht. Besonders gerne probiert sie aus, beobachtet und testet. «Mit Misserfolgen muss man rechnen» sagt sie. Aber das kommt zum Glück selten vor, denn die technischen Möglichkeiten im Gewächshaus helfen den Pflänzchen.

Mit Bodenheizung

Unsere Pflanzen lassen sich durch Samen und durch Stecklinge – also abgeschnittene Pflanzenteile, die Wurzeln schlagen - vermehren. Samen werden zunächste in kleine Anzuchtkästen, vergleichbar mit Mini-Gewächshäusern innerhalb der grossen Gewächshäuser, gesät. Hier lässt sich die Temperatur über die eingebaute Bodenheizung besonders gut steuern, denn die Keimphase ist besonders heikel. Sobald sich die ersten grünen Spitzen zeigen, kommen die Pflanzen ins luftigere Warmhaus.  Wenn sie genügend Blätter haben, werden sie pikiert, also in kleine Töpfe oder Platten umgesetzt. Stecklinge werden oft von Anfang an einzeln gesetzt. Hat sich ein kräftiger Wurzelballen entwickelt, wird die Jungpflanze schliesslich ausgepflanzt.

Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für jeden Schritt zu kennen und genau zu beobachten, wie sich die Pflänzchen entwickeln. Hier zahlt sich die Erfahrung aus – und das grosse Wissen über all die verschiedenen Pflanzen. Iris Wyser und das Gärtnerteam der Merian Gärten ziehen jedes Jahr über 10'000 Jungpflanzen an – von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Arten und Sorten.

Wer mehr erfahren möchte:

Montagsführung: Erstaunliche Welt unter Glas

7. April 2025, 18 - 19 Uhr
Start beim Treffpunkt Neue Scheune

Im Gewächshaus wachsen jährlich Tausende Setzlinge heran - das erfordert Fachwissen und Fingerspitzengefühl. Wir führen durch unsere Produktion und zeigen, was man sonst nicht zu sehen bekommt. Mit Gärtnerin Iris Wyser

-

Pflanze des Monats

Palisaden-Wolfsmilch
Euphorbia characias ssp. wulfenii

Wer sich in der Nordwestschweiz nach mediterraner Stimmung sehnt, braucht die Palisaden-Wolfsmilch. Sie kommt im gesamten nördlichen Mittelmeergebiet vor. Ihre graugrünen, säulenartigen Triebe alleine wirken schon sehr beeindruckend. Öffnen sich dann im Frühling die grünlichgelben Blütenstände, gibt es kein Halten mehr: «Will haben. Muss kaufen. Subito!»

Hat man sie endlich ergattert, stellt sich die Frage nach dem Wohin. Das Gewächs braucht Sonne, Wärme, durchlässigen Boden und etwa einen Quadratmeter Platz, um seine Schönheit zu entfalten, sie verträgt grosse Trockenheit und Hitze. Am passenden Standort entwickelt sich diese prächtige Pflanze fast von selbst. Die einzige Pflege besteht im Rückschnitt der alten Triebe direkt nach der Blüte. Der Milchsaft ist stark hautreizend, er darf vor allem nicht in die Augen gelangen, deshalb empfehlen sich lange Ärmel, Handschuhe und eine Schutzbrille. Lässt man gelegentlich einen abgeblühten Stängel stehen, tauchen die Nachkommen an unerwarteten Orten auf, da die Samen von Ameisen verteilt werden.

Vor fast zweitausend Jahren schrieb Plinius der Ältere in seiner ‘Naturgeschichte’, der Milchsaft dieser Wolfsmilch eigne sich als Geheimtinte: Das Geschriebene wird erst durch Erhitzen sichtbar. Doch bevor Sie jetzt Ihre Pflanze anzapfen: Geheimschrift geht auch mit ungiftigem Zitronensaft.

Standort: Eichenhügel, Nordgarten

-

Pflanze des Monats

Perlschweif
Stachyurus praecox

Zuerst die schlechte Eigenschaft: Nach starkem Frost sind die bereits offenen Blüten hinüber. Das wars aber auch schon, der Rest ist Freude: Blüten, Wuchs, Herbstfärbung und Anspruchslosigkeit sind Gründe genug, diesen selten gepflanzten Strauch in den Garten zu holen. 
Der aus Japan stammende Perlschweif ist ideal für faule Gärtner. Schnitt? Am besten erstmal gar nicht. Nach einigen Jahren kann man die ältesten Triebe an der Basis entfernen, um den Strauch etwas aufzulockern, aber es geht auch ohne. Bei Hitze und Trockenheit sollte man ihn in den ersten ein, zwei Jahren gelegentlich giessen, danach nur noch bei langer Trockenheit.
Die hängenden Ähren passen mit ihren zartgelben Blütchen wunderbar zum Vorfrühling. Man könnte ein Meer von Schneeglöckchen darunter pflanzen, blaue Krokusse, Blausternchen… oder gleich alles zusammen! Während des Sommers ist der Perlschweif einfach nur ein gut gewachsener, eher unauffälliger Strauch. Im Herbst rafft er sich nochmals auf und erfreut uns mit rötlicher Herbstfärbung. Seine grössten Fans sind Hummeln und Bienen, welche im Vorfrühling auf jede Futterquelle angewiesen sind und sich unübersehbar über die frühe Blütenfülle freuen.

Standort: Beim erhöhten Sitzplatz neben der Villa.

-

Neuer Standort für die Schneeglöckchen-Sammlung

Unsere Schneeglöckchen-Sammlung bekommt ein neues Zuhause, nur wenige Schritte von ihrem jetzigen Standort entfernt. Unter den Bäumen des «Waldhains» ist es schattiger und kühler, das passt ihnen besser. An ihrem bisherigen Standort hatten sie immer wieder mit Hitze und Trockenheit zu kämpfen.

Die neuen Beete sind bereits angelegt. Sie wurden mit einer Stahleinfassung versehen und mit frischem Substrat gefüllt, das genau auf die Bedürfnisse der Schneeglöckchen abgestimmt ist.  Sobald die Schneeglöckchen Ende März ihre Blätter eingezogen haben, werden wir sie mitsamt ihren Begleitpflanzen umsetzen. Schon jetzt gibt es kahle Stellen im alten Beet Standort, denn einige  Stauden haben wir bereits im Herbst ausgegraben, vermehrt und in Töpfen überwintert.

Die «alten» Schneeglöckchenbeete werden ab Spätsommer unsere Helleborus-Sammlung beherbergen, die bisher (etwas versteckt) in den Beeten vor der Villa Merian stand. Die Fuchsien, die bisher im Sommer im Waldhain ausgestellt waren, haben ihren neuen Standort vor der Villa Merian.

Schneeglöckchen-Sammlung
-

Querbeet – Die Gartensendung in den Merian Gärten

Im Juni letzten Jahres war ein Team des Bayerischen Rundfunks zu Gast in den Merian Gärten, um einen Beitrag für die beliebte Gartensendung Querbeet zu drehen.
Moderatorin Sabrina Nitsche packte gemeinsam mit unseren Gärtnern David Klein und Alana Massey mit an und war begeistert von der Pflanzenvielfalt der Gärten. Besonders angetan hatte es ihr der Farbhügel vor dem Pächterhaus. In der Sendung geht es aber auch um die Irissammlung, die Pflege der Kübelpflanzen und alte Gemüsesorten.

Hier ansehen

Die komplette Sendung wird heute, am 3. Februar 2025, um 19 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt und ist auch in der ARD Mediathek verfügbar.

-

Pflanze des Monats

Henrys Schneeball
Viburnum henryi

Was für ein Leben! Augustin Henry (1857-1930) lernte nach seinem Medizinstudium Chinesisch, um als Vierundzwanzigjähriger in China eine Arbeitsstelle in der Zollbehörde anzunehmen. Neben seiner eher trockenen Verwaltungstätigkeit erforschte er chinesische Medizinalpflanzen. In der Freizeit betätigte er sich als Pflanzensammler und schickte dabei über 15000 verschiedene Pflanzenpräparate und Samen nach England, darunter etwa fünfhundert neu entdeckte Arten. Nach seiner Rückkehr nach Europa studierte er Forstwirtschaft in Nancy. Zusammen mit einem Freund schrieb er ein Buch über englische und irische Bäume und beschloss seine Laufbahn als Professor für Forstbotanik in Irland.

Nach Augustine Henry wurden mehrere Pflanzenarten benannt, welche man noch heute in den Gärten findet, darunter so bekannte Gewächse wie Henrys Geissblatt, Henrys Jungfernrebe, Augustines Rhododendron oder Henrys Lilie.

Henrys Schneeball hingegen sieht man viel seltener, dabei ist er mit seinem immergrünen Blattwerk eine gute Alternative zu Kirschlorbeer und anderen Allerweltspflanzen. Er erfreut mit weissen Blüten im Mai, rötlichem Blattaustrieb, rot-schwarzem Beerenschmuck, glänzendem Laub und seiner Robustheit. Was will man mehr?

Standort: Eichenhügel, Nordgarten

-

Der neue Index Seminum ist da

Unser neuer Index Seminum ist online! Das ist das Verzeichnis aller Samen, die wir anderen botanischen Gärten zum Tausch anbieten. Unser Index Seminum erscheint alle zwei Jahre.

Weltweit tauschen botanische Gärten untereinander Saatgut von Pflanzen aus, um ihre Sammlungen zu ergänzen, um gefährdete oder seltene Arten zu vermehren, sowie für Forschung und Bildung. Oft sind diese Pflanzen im Handel nicht erhältlich. Im Index Seminum der Merian Gärten bieten wir Samen von nicht-alltäglichen Pflanzen aus unseren Sammlungen und Staudenbeeten an sowie besondere Wildpflanzen aus den geschützten Wiesen, die wir mit Bewilligung einsammeln.

Der Austausch von Samen über den Index Seminum erfolgt nach den strengen Regeln des International Plant Exchange Network (IPEN). Dieses Netzwerk stellt sicher, dass der Transfer von Pflanzenmaterial im Einklang mit internationalen Naturschutz-Übereinkommen wie der Convention on Biological Diversity (CBD) und dem Nagoya-Protokoll stattfindet. So dürfen die Samen zum Beispiel nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden.

Der Umfang des Index fällt immer mal wieder anders aus, je nach Schwerpunkten unserer Arbeiten. Dieses Jahr führt unser Index nur wenige Pflanzen auf, da wir uns mehr auf die Pflege unserer neuen Staudenbeete fokussiert haben als auf die Samengewinnung. Die Samen verschicken wir normalerweise in alle Welt; bei der letzten grossen Ausgabe gingen unsere Pakete an 46 botanische Gärten in 14 Ländern.

Übrigens: Der Dachverband der botanischen Gärten BGCI (Botanic Gardens Conservation International) hat eine Suchfunktion auf seiner Website für alle dort veröffentlichen Index Seminum. Wissenschaftliche Institutionen können so Samen aus aller Welt finden und bestellen. Index Seminum · Seeds Available at Merian Gärten

Zum Index Seminum