Nachts, wenn die Tore geschlossen sind, gehören die Merian Gärten den Tieren. Dachse tummeln sich im Wald, Füchse schleichen über die Wiesen, manchmal macht ein Biber am Dyychufer Pause. Das wissen wir von den Spuren, die die Tiere hinterlassen, und auch, weil wir seit einigen Jahren Nachtkameras einsetzen, um das nächtliche Treiben zu beobachten. Doch unsere Beobachtungen sind meist Zufallsfunde, denn wirklich systematisch haben wir die Bewohner der Nacht bisher noch nie untersucht.
Dominic Hernández, Praktikant in den Merian Gärten, wollte es genau wissen. Im Rahmen seiner Fachmaturaarbeit untersuchte er mit Hilfe von Wildtierkameras, welche Säugetiere nachts in den Merian Gärten unterwegs sind. Er teilte die Gärten in Sektoren ein, in denen er jeweils sechs Wildkameras installierte. So konnte er über mehrere Wochen die verschiedenen Lebensräume in den Gärten genau beobachten.
Das Ergebnis: Dachs, Fuchs, Mäuse und andere uns bekannte Säugetiere liessen sich regelmässig blicken. Und es gab eine freudige Überraschung: Dominic gelang es, dreimal einen Iltis zu fotografieren. Diese Marderart wurde in den Merian Gärten noch nie beobachtet. Das Tier des Jahres 2024 ist selten und steht in der Schweiz auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Er ist auf einen abwechslungsreichen und strukturreichen Lebensraum angewiesen - ein Mosaik aus Hecken, Ast- und Steinhaufen, Feuchtgebieten und Wiesen. Seine Anwesenheit in den Merian Gärten ist ein positives Zeichen für die Qualität unserer Gärten als Lebensraum für wildlebende Säugetiere.
Fast die Hälfte der Merian Gärten steht unter Naturschutz und beherbergt eine erstaunliche Vielfalt an Wildtieren. Dachs, Steinmarder und Fuchs sind häufig auf den Wildkameras zu sehen, manchmal mit ihren Jungen beim Bau. Und natürlich immer mal wieder Hauskatzen. Manchmal gelingen uns aber auch ganz besondere Beobachtungen: 2015 konnten wir erstmals den Biber mit der Nachtkamera nachweisen. Mehr als einmal haben wir junge Rehe auf der Suche nach einem neuen Revier beobachtet. Ein unscharfer brauner Streifen auf einem Foto könnte ein sehr seltener Feldhase sein. Und unser Lieblingsbild ist eine nächtliche Begegnung zwischen Waldkauz und Biber.
Auch am «Tag der Natur» spielen Wildkameras eine wichtige Rolle. Am 15. und 16. Juni dokumentieren Expert:innen innerhalb von 24 Stunden möglichst viele Tierarten in den Merian Gärten - auch mit Hilfe von Wildkameras. Ob Reh, Feldhase oder Iltis wieder vor die Kamera kommen, bleibt abzuwarten.