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Tag der Natur: der Bericht ist da!

Geschafft! Ein gutes Jahr nach dem Event liegt nun der Bericht vom Tag der Natur in den Merian Gärten vor. Bei der Veranstaltung im Juni 2024 untersuchten Wissenschaftler:innen akribisch, was alles in den Merian Gärten «wild» lebt. Der Bericht gibt uns nun einen Überblick über alle Tiere, Pflanzen und Pilze, die während 24 Stunden nachgewiesen wurden.

Die Bilanz ist beeindruckend: Insgesamt wurden 1359 Arten nachgewiesen, darunter viele seltene Arten. Einige Funde sind sogar Erstnachweise für die Region oder für die Schweiz. 

Warum die Auswertung Zeit brauchte

Dass die definitiven Ergebnisse erst jetzt vorliegen, liegt daran, dass es für viele Organismengruppen nicht möglich ist, die Funde direkt vor Ort zu bestimmen. Gerade bei vielen Käfern, Schlupfwespen oder Spinnen müssen die Expert:innen Proben präparieren und winzige Körperteile unter dem Mikroskop untersuchen. Auch die Auswertung der Aufnahmen der Wildkameras oder die genetische Analyse von Wasserproben ist aufwendig und braucht Zeit.

Was uns die Daten sagen

Spannend wird es, wenn alle Daten zusammengestellt und übergreifend ausgewertet werden. Denn nicht die Gesamtartenzahl ist entscheidend, sondern die Frage, ob es sich um häufige oder seltene Arten handelt – und welche Muster sich in den verschiedenen Lebensräumen zeigen. Diese Informationen zeigen uns, wo wir in den Merian Gärten eine besondere Verantwortung tragen und wo wir Lebensräume gezielt erhalten und entwickeln müssen.

Von der Forschung in die Praxis

Diese Erkenntnisse fliessen in unsere Biodiversitätsstrategie ein und helfen uns, konkrete Massnahmen zu entwickeln. Zwei wichtige Punkte aus dem Bericht:

(1) Neues Wissen über Totholz
Wir wissen, dass Totholz sehr wertvoll ist. Bisher lag unser Fokus auf die Förderung von Insekten, die darin leben. Nun wurden bei den Baumpilzen einige bedrohte Arten entdeckt. Auch diese profitieren von Totholz, haben jedoch andere Ansprüche. Das eröffnet uns neue Ansätze für die Pflege und zeigt uns, wo wir Totholz stehen lassen könnten. Gleichzeitig ist eine Weiterbildung für das Team geplant, um Kenntnisse über Baumpilze aufzubauen.

(2) Unsere Weiher im Wandel 
Wir haben festgestellt, dass die Gewässer in den Merian Gärten vergleichsweise artenarm sind. Die Weiher sind allerdings noch jung und stark in Veränderung. Entscheidend ist nun, dass wir sie durch die Pflege so entwicklen, dass sich die Artenvielfalt erhöht. Das heisst: Wir planen, welche Bereiche zuwachsen sollen, welche wir offen halten und wie wir Kleinstrukturen im Uferbereich entwickeln.

Jetzt im Bericht nachlesen

Wer in die faszinierende Vielfalt eintauchen und mehr über Funde wie das Verstecktfrüchtige Rotkäppchenmoos, den Gemeinen Rindensprenger oder den Stachellosen Pfeilspringer erfahren möchte – hier ist der Bericht.

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Braune Flecken im Rasen?

Ja, richtig gesehen. Unser Rasen hat braune Flecken. Und an diesen Anblick muss man sich im Sommer gewöhnen, denn das ist heute normal. Aus zwei guten Gründen.
Erstens: Im Rahmen unserer Klimastrategie haben wir die Bewässerung unserer Rasenflächen umgestellt. Einen Rasen während der Sommermonate grün zu halten, braucht sehr viel Giesswasser. Angesichts immer heisserer und trockenerer Sommer ist das nicht mehr nachhaltig.  Deshalb haben wir unseren Rasen in einen vielfältigen Blumenrasen wachsen lassen  und giessen ihn nicht mehr. Blumenrasen besteht aus robusten Gräsern wie Wiesenrispe und Rotschwingel, gemischt mit Gänseblümchen, Weissklee und anderen tritt- und schnittverträglichen Blütenpflanzen. Blumenrasen braucht weniger Wasser, bleibt länger grün und bietet auch noch eine grössere Vielfalt an Nahrung für Insekten. Und, falls es mal länger nicht regnet, verdorrt er zwar stellenweise, die Wurzeln der Pflanzen bleiben aber gesund. Sobald es wieder kühler und feuchter wird, spriessen neue Blätter.
Alle unsere Rasenflächen werden seit 2023 nicht mehr bewässert. Mit einer Ausnahme: der Rasen im Englischen Garten , der unter Denkmalschutz steht.  Als sogenannter «Pleasure Ground» ist er ein zentrales Gestaltungselement vom historischen Landschaftsgarten. Damit er grün bleibt, wird er normalerweise in den frühen Morgenstunden bewässert.
Doch auch hier giessen wir momentan nicht. Der Grund ist der Japankäfer, der 2024 erstmals in Basel gefangen wurde. Seine Larven leben im (feuchten) Boden und fressen die Wurzen von Gräsern. Um eine Ausbreitung zu verhindern, gilt bis Ende September in weiten Teilen der Stadt Basel und in der nahen Umgebung  ein Bewässerungsverbot, auch für den Pleasure Ground im Englischen Garten.
Also: brauner Rasen gehört künftig zum Sommer wie Glacé und Flipflops. Er ist nicht ein Zeichen von Vernachlässigung – sondern von Weitsicht. Wer heute auf sattgrünen Zierrasen verzichtet, schützt morgen das Klima, spart Wasser und unterstützt die Artenvielfalt. Ein bisschen braun ist also ganz schön grün.
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Die Gewächshäuser sind jetzt zugänglich

Ab sofort können Besucherinnen und Besucher unsere Gewächshäuser besuchen – ein Bereich, der bislang nicht öffentlich zugänglich war. Wer die schwere Glastür öffnet, betritt einen Ort, der bisher dem Gärtnerteam vorbehalten war. Auf einem ausgeschilderten Weg geht es vorbei an Pflanztischen und technischen Anlagen. 

Die Gewächshäuser bilden das gärtnerische Herz der Merian Gärten. Hier wachsen Jungpflanzen heran, werden empfindliche Arten überwintert und geschwächte Pflanzen gepflegt. Es ist ein Arbeitsort – und zugleich ein Ort des Wissens. Denn hier treffen handwerkliches Können und wissenschaftliche Arbeit aufeinander. Die Gewächshäuser machen sichtbar, was die tägliche Arbeit eines botanischen Gartens ausmacht: sorgfältige Pflegeabläufe, gärtnerisches Fachwissen sowie die Beschriftung und Dokumentation einer Vielfalt an Pflanzen. 

Der Zugang ist bewusst auf die Zeiten beschränkt, in denen auch das Gärtnerteam vor Ort ist: Montag bis Freitag, 8 bis 17 Uhr. Denn der Publikumsweg führt durch den laufenden Betrieb. Besucherinnen und Besucher sind damit mitten im Geschehen und erleben die besondere Atmosphäre: warme, feuchte Luft, helles Licht und der wohlige Duft eines Gewächshauses. 

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Einblick in unsere Anzucht

Zurzeit herrscht Hochbetrieb in den Gewächshäusern. Denn jetzt ist die grosse Zeit der Anzucht. In den Anzuchtschalen wachsen Paprika ‘Purple Beauty’ und ‘California Wonder’, Löwenmäulchen, Goldstreifen-Schwertlilien, Zedernsalbei, Istrien-Birkwurz oder Bunter Aronstab.

Neben Pro-Specie-Rara-Gemüse für unseren Bauerngarten gehören auch einjährige Sommerblumen dazu. Oder Salbei für das grosse Sortiment beim Brüglingerhof; viele Arten sind nicht winterhart und müssen jedes Jahr neu ausgepflanzt werden. Auch Pflanzen, die aus dem Tausch mit anderen botanischen Gärten stammen, ziehen wir aus den Samen heran, die wir per Post aus aller Welt zugeschickt bekommen haben.

Grosse Vielfalt

Man merkt es schon: anders als in einer normalen Gärtnerei, die auf Masse setzt, produzieren wir nichts in grösseren Mengen. Unser Gärtnerteam zieht sehr viele verschiedene Pflanzen an, aber von jeder nur wenige Exemplare. Dafür ist ein grosses Wissen notwendig! Unsere Spezialist:innen ziehen auch Raritäten und Besonderheiten an, etwa panaschierte Monstera für unsere Kübelpflanzenwelt oder die Sukkulente Senecio articulatus. 

Dies ist auch das, was Gärtnerin Iris Wyser fasziniert. Sie ist verantwortlich für die gesamte Anzucht. Besonders gerne probiert sie aus, beobachtet und testet. «Mit Misserfolgen muss man rechnen» sagt sie. Aber das kommt zum Glück selten vor, denn die technischen Möglichkeiten im Gewächshaus helfen den Pflänzchen.

Mit Bodenheizung

Unsere Pflanzen lassen sich durch Samen und durch Stecklinge – also abgeschnittene Pflanzenteile, die Wurzeln schlagen - vermehren. Samen werden zunächste in kleine Anzuchtkästen, vergleichbar mit Mini-Gewächshäusern innerhalb der grossen Gewächshäuser, gesät. Hier lässt sich die Temperatur über die eingebaute Bodenheizung besonders gut steuern, denn die Keimphase ist besonders heikel. Sobald sich die ersten grünen Spitzen zeigen, kommen die Pflanzen ins luftigere Warmhaus.  Wenn sie genügend Blätter haben, werden sie pikiert, also in kleine Töpfe oder Platten umgesetzt. Stecklinge werden oft von Anfang an einzeln gesetzt. Hat sich ein kräftiger Wurzelballen entwickelt, wird die Jungpflanze schliesslich ausgepflanzt.

Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für jeden Schritt zu kennen und genau zu beobachten, wie sich die Pflänzchen entwickeln. Hier zahlt sich die Erfahrung aus – und das grosse Wissen über all die verschiedenen Pflanzen. Iris Wyser und das Gärtnerteam der Merian Gärten ziehen jedes Jahr über 10'000 Jungpflanzen an – von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Arten und Sorten.

Wer mehr erfahren möchte:

Montagsführung: Erstaunliche Welt unter Glas

7. April 2025, 18 - 19 Uhr
Start beim Treffpunkt Neue Scheune

Im Gewächshaus wachsen jährlich Tausende Setzlinge heran - das erfordert Fachwissen und Fingerspitzengefühl. Wir führen durch unsere Produktion und zeigen, was man sonst nicht zu sehen bekommt. Mit Gärtnerin Iris Wyser

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Kampfansage gegen die Ackerwinde

Diese Folie ist ein neuer Versuch, das Unkraut in der Irissammlung einzudämmen. Die Ackerwinde wächst hier nämlich so schnell, dass wir es kaum schaffen, sie weg zu jäten. Beim grossen Gartenumbau vor zwei Jahren haben wir sogar die Erde in den Beeten metertief ausgetauscht und eine unterirdische Unkrautsperre eingebaut - leider ohne den gewünschten Erfolg.

Jetzt testen wir vier verschiedene Ansätze nebeneinander: Einige Beete sind mit einer Folie aus Hanffasern abgedeckt. Darunter bekommt das Unkraut weniger Licht und kann nicht so gut wachsen. In anderen Beeten werden mit einem Abflammgerät aufkommende Pflänzchen erhitzt, so dass die Grünteile verdorren. In einem weiteren Abschnitt bedecken wir den Boden mit einer Schicht aus Mulch. Und viertens probieren wir aus, ob es hilft, den Boden nur zu hacken, statt zu jäten. Damit sind wir viel schneller und das Unkraut wird nach und nach geschwächt. Alle diese Methoden sind im biologischen Gartenbau zugelassen.

Die Versuche werden von unserem Team wissenschaftlich begleitet und sorgfältig dokumentiert. Am Ende der Sommersaison wird sich zeigen, welche Methoden am meisten Erfolg versprechen, so dass wir den Einsatz nächsten Frühling ausweiten können.