Forschung live: 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Schweiz waren am Tag der Natur während 24 Stunden mit Fangnetz, Lupe, Saugröhrchen und Fotoapparat unterwegs, um möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten aufzuspüren. Sie fanden wärmeliebende Spinnen, seltene Tausendfüsser, brütende Teichhühner und vieles mehr. Einer der Stars der Veranstaltung war ein prächtiger Nashornkäfer, der sich von Gross und Klein auf die Hand nehmen liess. Viele Kinder ergatterten ein goldenes Forschungszertifikat, es gab Führungen, Popcorn vom Lagerfeuer und grosser Andrang am Expertentisch. Die Bilanz ist beeindruckend: Insgesamt wurden 1359 Arten nachgewiesen.
Eine seltene Spinne und ein Erstfund
Kaum war der Startschuss gefallen, schwärmten die Expert:innen aus. In allen Wiesen, in den Teichen, in morschen Holzstrünken und zwischen den Pflastersteinen wurde gesucht, gefangen und beprobt. Neben Netzen und Keschern, Lupen und Fotoapparat kamen auch Hilfsmittel zum Einsatz wie Lichtfallen, Wildkameras oder im Vorfeld ausgelegte Bretter.
Schon bald sorgten erste Arten für Aufregung. Am Samstagabend ging den Spinnenkundlerinnen ein Tier ins Netz, das sie noch nie gesehen hatten: die Gestreifte Luchsspinne (Oxyopes lineatus). Bisher waren nur Funde aus dem Wallis und der Region Genf bekannt. Auch der Tausendfüsser-Spezialist meldete eine Besonderheit: Den in Südostasien beheimateten Bandfüsser Oxidus gracilis. In der Schweiz wurden seit 2016 Funde aus Gewächshäusern gemeldet. Diese Art kann neuerdings vermutlich ganzjährig im Freiland überleben. Für eine Überraschung sorgte ein Zünsler (Homoeosoma sinuella) aus dem Wallis, der zwar schon vereinzelt in der Region gefunden wurde, aber noch nie so häufig wie jetzt in den Merian Gärten.
Publikumsliebling am Expertentisch war ein männlicher Nashornkäfer (Oryctes nasicornis), der von Gross und Klein bestaunt wurde und sich von mutigen Kindern auf die Hand nehmen liess. Stündlich gaben Fachleute Führungen zu «ihren» Organismengruppen. Sie zeigten, wie man eine Hummel fängt, konnten für Schnecken begeistern und erklärten, wie man fleisch- und pflanzenfressende Wanzen unterscheidet - wichtiges Wissen, schon nur, um nicht selbst gebissen zu werden.

Wichtige Erkenntnisse in Zeiten des Klimawandels
Der Tag der Natur zeigte eindrucksvoll die grosse Vielfalt an Lebensräumen in den Merian Gärten, die seltene und geschützte Arten beherbergen. Dass viele dieser Lebensräume nicht natürlich entstanden sind, sondern in den letzten Jahrzehnten von Menschenhand geschaffen wurden, ist heute nicht mehr zu erkennen. So wurden beispielsweise das Trockenbiotop und viele Teiche künstlich angelegt und unzählige Pflanzen eingebracht. Gerade diese «künstlichen» Eingriffe machen die Merian Gärten heute zu einem wichtigen Ort der «wilden» Natur. Die nun erhobenen Daten helfen, die Lebensräume der seltenen Arten zu schützen und zu pflegen. Sie sind aber nicht nur für die Gartenpflege interessant, sondern liefern auch eine spannende Bestandesaufnahme über das Vorkommen von Flora und Fauna in Zeiten des Klimawandels. Diese Daten werden zudem wissenschaftlich publiziert und damit für die weitere Forschung zugänglich gemacht.
Der Tag der Natur fand statt am 15. und 16. Juni 2024.
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Partner
In Kooperation mit dem
NATURHISTORISCHEN MUSEUM
Wir bedanken uns bei allen, die tatkräftig mitgewirkt haben:
Entomologische Gesellschaft Basel
Entomologischer Verein Alpstein
Flora beider Basel
Forschungsstelle für Umweltbeobachtung (FUB)
Hintermann & Weber AG
IG Wilde Biene
Life Science AG
Naturhistorisches Museum Basel
NaturInfo Kanton St. Gallen
Naturmuseum Solothurn
Naturmuseum St. Gallen
Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU)
Öko Tester
Ökobüro Lüthi
Ökobüro Pilzlandschaften
pro Chiroptera /
Kantonaler Fledermausschutz BL
Wildtierforschung Region Basel
...und allen weiteren Expertinnen und Experten.
Danke Birtel, für die grossartige Sommerbar.

Rückblick 2017
Der erste Tag der Natur in den Merian Gärten fand 2017 statt. Es wurden damals über 1300 Arten bestimmt. Weiterlesen...

