Efeu ganz Herausgeputzt
Der Gemeine Efeu (Hedera helix) hat eine besondere Eigenschaft: Er mutiert und verändert dadurch sein Aussehen. Das bedeutet, dass aus einer Pflanze plötzlich ein anders aussehender Trieb (wir nennen ihn Spross) wächst. Wer genau hinschaut, kann solche aus der Reihe tanzenden Sprosse auch bei wild wachsendem Efeu entdecken.
Die Pflanzen in unserer Efeusammlung sind Sorten, die vom Gewöhnlichen Efeu abstammen. Auch sie neigen also zur Mutation. Deshalb werden sie zweimal im Jahr von mir auf «falsche Triebe» kontrolliert. Denn als botanischer Garten ist es uns ein Anliegen, unsere Pflanzen sortenecht zu präsenteren. Und das ist eine Aufgabe der Kustodin.
Nicht jede Mutation ist gleich offensichtlich. So kann es sein, dass der Unterschied nur in der Blattgrösse liegt oder in der Art, wie ein Blatt gekräuselt ist. Andererseits kann es auch vorkommen, dass eine rein grüne Sorte plötzlich Triebe mit panaschierten, also hell gefleckten Blättern bildet. Oder aus einer Pflanze mit sternförmigen Blättern wachsen wieder rundliche, «normale» Efeublätter. Egal ob offensichtlich oder nicht, alle diese Störenfriede werden am Triebansatz aus der Pflanze rausgeschnitten. Bei rund 70 Pflanzen dauert es eine ganze Weile, jeden Trieb einzeln zu begutachten. Wie beim Friseur bekommen die Pflanzen zum Schluss noch einen schönen Formschnitt.
Diese Prozedur findet nicht nur bei den Efeupflanzen beim Pavillon statt, sondern natürlich auch hinter den Kulissen. Im Gewächshaus gibt es von jeder Sorte mindestens ein weiteres Exemplar, die so genannte Mutterpflanze. Diese dient zum einen als Sicherungskopie, falls eine Pflanze in der Ausstellung ausfällt. Zum anderen schneiden wir von den Mutterpflanzen Stecklinge, denn wir ziehen die Pflanzen regelmässig neu an. Je älter nämlich eine Efeupflanze ist, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Mutationen ausbildet.